Aussteller aus Thüringen präsentieren sich auf der weltgrößten Spielwarenmesse in Nürnberg

Viele Neuheiten werden präsentiert und sollen den Weg in den Handel finden. Bestenfalls werden schon zahlreiche Aufträge für das laufende Jahr unterzeichnet.

 

Nürnberg. Für die 14 Thüringer Aussteller auf der Internationalen Spielwarenmesse, die diesen Sonntag zu Ende geht, ist die weltgrößte Branchenausstellung in Nürnberg ein wichtiges Schaufenster. Viele Neuheiten werden präsentiert und sollen den Weg in den Handel finden. Bestenfalls werden schon zahlreiche Aufträge für das laufende Jahr unterzeichnet, in jedem Fall aber die bestehenden Verbindungen zu Kunden gepflegt und neue Kontakte geknüpft. Den Erfolg der Messebeteiligung können die heimischen Spielwarenhersteller meist erst nach einigen Wochen und Monaten messen.

 

Besonders wichtig war die Präsenz für die Ankerstein GmbH aus Rudolstadt. Nach dem Eigentümerwechsel im vergangenen Jahr wollten die Ostthüringer ein Ausrufezeichen setzen. „Für uns ist es wichtig, vor allem internationale Kontakte zu knüpfen“, so Vertriebsmitarbeiterin Ines Schroth. Und das ist gelungen. „Unser Stand ist sehr gut frequentiert worden“, fügt sie hinzu. Das Werk in Rudolstadt war Mitte 2017 von Gollnest & Kiesel (Goki) an die AWO Soziale Dienste Rudolstadt verkauft worden. Der große schleswig-holsteinische Spielwarenhersteller Goki hatte mehrere Jahre vergeblich versucht, die traditionellen Ankersteine mit neuen Produktideen im Handel auf einer breiteren Basis zu etablieren und so profitabler zu machen.

 

„Wir wollen die für Rudolstadt wichtige Marke wieder zum Erfolg bringen“, betont Schroth. Und sie ist fest davon überzeugt, dass dies unter den neuen Voraussetzungen auch gelingen wird. Bei der Spielwarenmesse hatte das Unternehmen bereits eine Neuheit mit im Gepäck. Der Baukasten „Tiere und mehr“ zeigt, wie mit Fantasie und Kreativität aus den Steinen nicht nur historische Gebäude, sondern auch viele andere Dinge zusammengesetzt werden können. Und da es inzwischen mehr als 400 Formen und Steine in 24 verschiedenen Farben gibt, bieten sich unzählige Möglichkeiten.

 

Geschäftsführer Hans-Heinrich Tschoepke kündigte bereits an, die Produktpalette zeitnah um eine therapeutische und pädagogische Linie zu erweitern.

 

Nach acht Jahren Pause hat das kleine, aber ebenso traditionsreiche Unternehmen Kellner Steckfiguren aus Bad Tabarz (Landkreis Gotha) wieder bei der Spielwarenmesse ausgestellt. Dass dieses möglich wurde, verdankt die Firma auch einer finanziellen Förderung des Landes, die kleinen Betrieben zum Zwecke der Außenwirtschaftsförderung eine Beteiligung an internationalen Messen ermöglichen will. „Unser Fokus hier in Nürnberg sind vor allem die ausländischen Kunden“, sagt Firmenrepräsentant Helmut Krauß. Schon jetzt gehörten Neuseeland und Japan zu den wichtigen Märkten für das Unternehmen. „Hier kommen unsere Steckfiguren besonders gut an“, so Krauß. Dreiviertel des Umsatzes werde dennoch im Inland generiert. Die Spielwarenmesse mit mehr als 70 000 Fachbesuchern aus aller Welt biete aber beste Voraussetzungen für die Gewinnung neuer Geschäftspartner.

 

Zu den vielen Ausstellungsstücken des Unternehmens zählt ein „Steck to go“-Becher, der eine Spielfigur enthält. Pfiffig ist auch eine Steckdose, die zahlreiches Material zum Zusammenstecken enthält. Wer es nicht so bunt mag, kann sich mit einem anderen Produkt die Holzfiguren auch in einem natürlichen Design ins Haus holen.

Sortiment mit Laufeinhorn erweitert

Einen guten Zuspruch von Fachbesuchern verspürt auch Egon Schmitz, Geschäftsführer der ESDA Kunststofftechnik GmbH aus Eisenberg. Die großen Fun-Block-Steine, von denen jährlich mehrere Hunderttausend das Werk verlassen, kommen besonders bei Indoor-Spielplätzen, Kindergärten oder bei Anbietern von Spielmobilen an. Die großen Bauklötze, die so ähnlich wie Lego-Steine aussehen, haben ein Ausmaß von 30 mal 15 Zentimetern. Seit gut drei Jahren sind aber ebenso die kleineren Bausteine in einer Größe von 15 mal 7,5 Zentimetern gefragt. Seit elf Jahren ist das Ostthüringer Unternehmen mit den Fun-Blocks am Start. Aktuell wird der Umsatz zu 60 Prozent im Inland erwirtschaftet. Ein zweites Standbein baut Schmitz mit dem Tochterunternehmen ESDA Technologie auf. Denn mit der vorhandenen Technik können thermische Wärmespeicher produziert werden. „Dies ist ein sehr guter Zukunftszweig“, betont Schmitz, der bereits eine europaweite Ausschreibung für diese Produkte gewonnen hat. Die Spielwarenmesse nutzt er auch dafür, sich mit Kunden und Interessierten aus der Region zu treffen.

 

Mit allerlei Neuheiten ist der Südthüringer Puppenhersteller Schildkröt in Nürnberg dabei. Die seit 2014 zur österreichischen Stadlbauer Marketing und Vertrieb GmbH gehörende Marke hat das Sortiment unter anderem um ein Spiel- und Laufeinhorn erweitert worden. „Zöe“, wie das Einhorn genannt wird, kann beispielsweise mit dem Schweif wackeln oder mit dem Kopf nicken.

Gefragte Perücken aus Leinefelde

Die Orlob Karneval GmbH aus Leinefelde (Eichsfeld) muss zu Jahresbeginn immer zweigleisig fahren. Zum einen sorgt die Faschingszeit dafür, dass Kostüme, Perücken und andere Faschingsartikel im Zwei-Schicht-Betrieb an die Händler verschickt werden müssen. Zum anderen rückt das Unternehmen bei der Messe in Nürnberg bereits die kommende Saison in den Mittelpunkt. „Das Geschäft läuft gut“, sagt Geschäftsführer Jörg Orlob, dessen Unternehmen etwa 70 Prozent des Umsatzes in Deutschland macht. Jedes Jahr könne man in Nürnberg aber insbesondere Neukunden aus dem Ausland gewinnen.

 

Ein wichtiges Standbein für die Eichsfelder ist die Herstellung von Perücken. Allein in diesem Segment werde 30 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt, so Orlob. Jedes Jahr müsse es hier Neuheiten geben. Viele Endverbraucher würden zu Fasching gerne in die Rolle von Popstars, Schauspielern oder Politikern schlüpfen und benötigten dafür die entsprechende Haarpracht.

 

Gut für das Unternehmen ist, dass sich Menschen nicht nur in der Karnevalszeit verkleiden. So bieten die Eichsfelder, die europaweit zu den wichtigsten Anbietern in dieser Branche zählen, entsprechende Ausstattungen für Halloween, Mottopartys und andere Veranstaltungen an. Somit werde der Umsatz breiter über das Jahr verteilt.

ASS Altenburger bringt Fanbox zur Fußball-WM heraus

Nach dem erfolgreichen Jahr 2016 hat der Thüringer Spielkartenhersteller ASS Altenburger seinen Umsatz erneut kräftig steigern können. Der erhöhte sich im Geschäftsjahr 2017 von 26 auf 28 Millionen Euro. Mehr als 50 Millionen Einheiten von Verpackungen über Karten bis zu Komplettspielen haben das Unternehmen, das zur belgischen Cartamundi-Gruppe gehört, verlassen. Die Zahl der Mitarbeiter konnte noch einmal um 20 auf 220 gesteigert worden. Bereits im Jahr davor hatte ASS Altenburger 30 neue Stellen geschaffen.

 

In den kommenden zwölf Monaten will das Unternehmen voraussichtlich 25 Millionen Euro investieren. „Das ist das größte Budget in diesem Bereich in der gesamten Firmengeschichte und lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken“, so Katrin Schlegel, bei ASS Altenburger für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zuständig. Der wirtschaftliche Erfolg im vergangenen Jahr sei auch deshalb so überraschend gut, weil es kein sportliches Großereignis gab. 2018 stehe mit der Fußball-Weltmeisterschaft ein zusätzlicher Umsatzbringer an.

 

ASS Altenburger präsentiert aus diesem Anlass ein buntes Angebot exklusiver Spiele mit Lizenz des Deutschen Fußballbundes (DFB). Neben Klassikern bringt das Unternehmen unter anderem eine Fanbox mit Gratis-Code für ein personalisierbares Mau-Mau-Spiel heraus. Auf den Karten gibt es dann neben den Bildern von Fußball-Nationalspielern auch eigene Motive zu sehen.

 

Für die Handelspartner investiert der Spielkartenhersteller in neue Spiele und Sortimente der Marken ASS Altenburger, Lookout und Dominion. Quartalsweise werden dabei Aktionsschwerpunkte in den Mittelpunkt gestellt. „Zum Jahresbeginn stehen Kartenspielsammlungen für die ganze Familie im Fokus“, so Katrin Schlegel. Danach wird die Fußball-WM ins Zentrum der Marketingaktivitäten gerückt. Lern- und Ratespiele, die vor allem auf Reisen mitgenommen werden können, sollen in der Sommerzeit promotet werden. Im vierten Quartal stehen schließlich Gesellschaftsspiele im Mittelpunkt

KHW Geschwenda blickt auf 70 Jahre Unternehmensgeschichte und hat Erfolg mit Rodelschlitten

Das KHW Kunststoff- und Holzverarbeitungswerk in Geschwenda (Ilm-Kreis) hat 2018 einen Grund zum Feiern. Der weltweit marktführende Hersteller von Kunststoffschlitten kann auf eine 70-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken. „Mit Erfahrung und Fertigkeiten, Kreativität und hoher Motivation haben unsere derzeit knapp 100 Mitarbeiter eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte geschrieben“, sagt Geschäftsführer Ralf Groteloh.

 

Die vergangenen zwölf Monate seien ein gutes Jahr gewesen mit einem leicht überdurchschnittlichen Umsatz, fügt er hinzu. Dazu habe der Schnee zum Ende des vergangenen und zu Beginn dieses Winters beigetragen. „Der Schnee kam für uns zur richtigen Zeit“, so Groteloh.

 

Dabei ist der Kunststoffschlittenbereich nur eines von mehreren Standbeinen, die das Unternehmen hat. „Diese Sparte trägt etwa 25 Prozent des Gesamtumsatzes bei“, erläutert Vertriebsleiter Götz Monecke. Der Export spielt dabei eine besonders wichtige Rolle. „70 Prozent aller Rodelschlitten verlassen Thüringen in Richtung Ausland“, fügt Monecke hinzu.

 

Mit dem modernen Maschinenpark, der im vergangenen Jahr unter anderem eine neue Spritzgießmaschine erhielt, produziert das Unternehmen unter anderem Garten- und Sommerartikel sowie verschiedenste Artikel in Lohnfertigung für Kunden aus den Sparten wie Automotive, Sport, Freizeit, Haushaltswaren oder der Verpackungsindustrie.

 

Die Firmengeschichte geht ins Jahr 1948 zurück, als sich 26 kleinere Holzhandwerksbetriebe aus der Region eine Einkaufs- und Liefergenossenschaft zusammenschlossen. Schon damals standen etwa 100 Personen bei diesen Firmen in Lohn und Brot. Zehn Jahre später erfolgte die Gründung der „Produktionsgenossenschaft der Holzwarenhersteller“. Ab 1970 firmierte das Unternehmen unter „PGH Thüringer Wald, Geschwenda“. Zwei Jahre später erfolgte auf staatlichen Druck die Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb unter dem Namen „VEB Rennsteig-Sportgeräte“. Mit dem Beitritt zum VEB Kombinat Sportgeräte Schmalkalden verlor die Firma zunächst ihre juristische Selbstständigkeit.

 

1990 erfolgte schließlich die Gründung von KHW. Sechs Jahre später wird nach intensiven Verhandlungen mit der Treuhand die Reprivatisierung abgeschlossen. Das Rennschlittenprogramm verhilft dem Unternehmen schließlich zu weltweitem Erfolg.

 

Inzwischen wird es für das Unternehmen immer schwieriger, Fachkräfte aus der Region zu gewinnen. „Wir haben im vergangenen Jahr erstmals 15 Mitarbeiter in der Slowakei anheuern müssen“, so Groteloh. Sechs bis sieben dieser Saisonkräfte will er jetzt fest einstellen. Die derzeit vier Auszubildenden haben ebenfalls gute Chancen, nach ihrer Lehre übernommen zu werden. „Wir nehmen natürlich gerne Mitarbeiter aus der Region, die wir durch die örtliche Bindung im Unternehmen halten wollen“, so der KHW-Geschäftsführer.

 

Fürs laufende Jahr ist er optimistisch. Bereits bei der Sportartikelmesse Ispo in München gab es viele positive Kundenkontakte. Nun hoffen Groteloh und Monecke, dass sich auch die guten Gespräche mit Händlern aus dem In- und Ausland, die bei der Spielwarenmesse geführt wurden, ebenfalls bei den Aufträgen niederschlagen.

 

Quelle: TLZ Norbert Block / 03.02.18

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